Fahrt nach Linyanti – Chobe National Park

Der Wecker beendet pünktlich um 5 Uhr unseren Schlaf. Ausgeschlafen klettern wir aus dem Zelt. Nach einem leckeren Frühstück mit „Buschkaffee" und Toast, begeben wir uns um 6.30 Uhr auf den Weg nach Linyanti. Direkt hinter dem Camp begegen wir einer Gruppe von 14 Wildhunden! Sie überqueren unmittelbar vor unserem Auto den Weg.

Nach 2 km erreichen wir eine Steigung. Durch durch den Tiefsand hier hochzukommen, dürfte schwierig werden! Marco schaltet in 4 low, legt den 2. Gang ein, und gibt langsam und gleichmäßig Gas. Das Ende der Anhöhe ist schon in Sicht, als wir stecken bleiben. Marco legt den Rückwärtsgang ein, fährt ein Stück zurück, bevor er erneut versucht, die Steigung zu bezwingen – ohne Erfolg. Nach einigen vergeblichen Versuchen, nehmen wir die Sandmatten zu Hilfe. Wir positionieren sie an der Stelle, an der der Hilux nicht weiter kommt. Marco steigt wieder ins Auto und gibt Gas. Tatsächlich kommt er einige Meter weiter – aber noch nicht bis zur Kuppe. Ich sammle die Sandmatten auf, und bringe sie erneut in Position. Marco gibt wieder Gas, und kommt dieses Mal mit dem Hilux bis an das Ende der Steigung. Geschafft! Ich nehme die Sandmatten auf, und gehe zum Auto. Nachdem wir die Matten gut verstaut haben, geht es weiter.

 

Die nächsten Kilometer kommen wir, trotz des Tiefsandes, gut voran. Etwa 10 km vom Savuti-Camp entfernt, gabelt sich der Weg in zwei parallel zueinander verlaufende Spuren. Marco stoppt das Auto, wir steigen aus, schauen uns die Sache an, und entscheiden uns für den linken Weg, da dieser besser befahrbar zu sein scheint. Die ersten 5 km bewältigen wir mühelos. Dann sieht es aus, als wäre die rechte Spur in einem besseren Zustand. Als Marco eine Möglichkeit sieht, wechselt er nach rechts. Keine 5 Meter weiter stecken wir fest. Marco legt zusätzlich die Differentialsperre ein, und versucht uns rückwärts aus dem Sand zu befreien. Doch der Hilux gräbt sich weiter ein. Wir steigen aus, um unsere Lage zu betrachten. Mist! Beide Achsen sind vollständig im Sand verschwunden –  der Unterboden sitzt direkt auf dem Sand auf. Dieses Mal haben wir uns richtig festgefahren! Marco holt den Spaten aus dem Aufbau und beginnet, das Auto auszugraben – ich komme ihm mit meinen Händen zu Hilfe. 30 Minuten später – wir bringen zuvor noch die Sandmatten vor den Vorderreifen in Position – starten wir einen Versuch. Marco steigt ins Auto und gibt vorsichtig Gas. Die Räder greifen auf den  Sandmatten, und er kann den Hilux aus dem Tiefsand befreien. „Fahr weiter!" rufe ich ihm hinterher, greife die Matten und laufe ihm nach. Nach vielleicht 50 Metern gräbt sich der Wagen erneut ein. Auch dieses Mal wieder bis zum Unterboden...! Oh nein! Jetzt müssen wir wieder graben! Inzwischen steht die Sonne schon recht hoch und es wird heiß. Die Zeit arbeitet gegen uns. Je länger wir brauchen, desto wärmer – und auch weicher – wird der Sand. Dann erkennen wir das Problem: Wir sind in der LKW-Spur gelandet – die ist zu breit und zu tief für den Hilux.

Als wir uns beraten, wie wir jetzt am besten vorgehen, passiert uns ein südafrikanisches Ehepaar auf der anderen Spur. Die zwei winken uns zu, und fahren weiter. Wir könnten ein bisschen Hilfe bestimmt gut gebrauchen! Aber Jammern hilft nicht, und wir fangen – bei ca. 25°C – erneut an zu graben! Nach 10 Minuten schaufeln, kommen die Südafrikaner zurück. Die Beifahrerin ruft uns aus dem fahrenden Auto zu: „We will come back!" Super! Wir freuen uns über die unverhoffte Hilfe. Doch die Zeit verstreicht, und von den beiden ist nichts zu sehen. Als wir den Wagen erfolgreich wieder ausgegraben haben, beginnen wir, die Spurbreite und -tiefe bis zu der 30 Meter entfernten Weggabelung zu verringern. Anschließend beseitigt Marco mit der Axt herausragende Wurzeln, damit wir keinen Platten bekommen. 1,5 Stunden vergehen, bis die Südafrikaner bei uns sind. Ein zweites Auto folgt ihnen. Es ist sind deren Freunde, die sich zuvor auch in der  LKW-Spur festgefahren hatten. Einer von ihnen packt ein langes Abschleppseil aus, und Marco befestigt es vorne an unserem Hilux. Wir steigen alle ein, und machen uns bereit. Marco startet den Motor und wartet, bis der Südafrikaner das Seil auf Spannung gebracht hat. Dann gibt er vorsichtig Gas. Es funktioniert! Wir werden aus der Spur gezogen! Überglücklich, endlich befreit zu sein, können wir uns bei unseren Rettern bedanken.

 

Nach weiteren 14 km liegen die schlimmsten Tiefsandpisten hinter uns. Wir kommen gut voran, und erreichen um 11.30 Uhr Linyanti. Für die 40 km lange Etappe haben wir 5 Stunden gebraucht! Wir sind müde und geschafft, aber überaus glücklich, unser heutiges Ziel ohne Schäden erreicht zu haben!

Am Gate erledige ich die Formalitäten, sodass wir kurze Zeit später unseren Stellplatz beziehen können. Der phantastischer Ausblick auf den Linyanti lässt uns schnell unsere Anstrengungen vergessen.

Den restlichen Tag nutzen wir zur Erholung. Nach einer Stunde „Seele baumeln lassen", hole ich unseren Feuertopf aus dem Auto. Ich muss dringend Brot backen, da wir heute Morgen den letzten Toast gegessen haben. So stelle ich schnell einen Hefeteig her, teile diesen in mehrere Kugeln, die ich in den gefetteten Feuertopf lege. Im Wagen lasse ich ihn eine Stunde gehen. Zu guter Letzt, gebe ich noch geriebenen Käse auf den gut gegangenen Teig. Marco, der inzwischen unser Lagerfeuer vorbereitet, zündet mir ein paar Kohlen an. Perfekt! Mit Glut unter und auf dem Topf, backe ich unser erstes „Buschbrot", während Marco uns zum Abendessen ein Rinderfilet grillt.

Wir erleben einen grandiosen Sonnenuntergang am Linyanti. Mit mit einem kühlen Windhoek Lager stoßen wir an, und genießen das Rinderfilet mit Nudeln. Noch eine ganze Weile lauschen wir dem Konzert der „Bell frogs" – kleine grüne Frösche, die bemerkenswerte Klicklaute von sich geben – bevor wir uns schlafen legen.

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