Um 6 Uhr werden wir von dem Krähen unzähliger Hähne geweckt. Nach dem Frühstück genießen wir beide eine heiße Dusche und packen anschließend unsere Sachen zusammen. Die heutige Etappe ist mit 72 km nicht gerade lang. Um kurz nach 9 Uhr verlassen wir Hammerstein in Richtung Sesriem. Die Piste ist auf den ersten 50 km sehr gut zu befahren, doch die restlichen 20 km sind extrem steinig mit vielen Schlaglöchern. Marco passt höllisch auf, dass wir keinen Plattfuß bekommen. So sind wir froh, als wir gegen 10.40 Uhr Sesriem heile erreichen.

An der Rezeption bekommen wir Platz 28 zugewiesen. Dieser liegt schön am Rand der Campsite, so dass wir die Aussicht auf die Sanddünen genießen können. Am Spätnachmittag wollen wir ins Sossusvlei fahren. Da wir bis dahin noch genügend Zeit haben, nutze ich diese, um unsere Wäsche zu waschen und Marco bereitet den Grill vor.

Die Hitze ist fast unerträglich. Leider haben wir kein Thermometer, doch es ist viel heißer als gestern – da waren es 35 Grad Celsius. Die Hitze wird durch den roten Sand reflektiert und eine heiße Priese weht uns um die Nase. Wir kommen uns vor, wie in einem Backofen. Normalerweise habe ich kein Problem mit hohen Temperaturen, aber mein Körper gibt mir plötzlich Warnzeichen: Mir wird übel, ich bekomme Kopfschmerzen und mein Puls rast. Schnell wird mir klar, dass ich kurz vor einem Hitzschlag stehe, obwohl ich mich nur im Schatten aufgehalten habe. Ich bitte Marco, mir 3 Büchsen kaltes Bier zu reichen. Eine hält er mir in den Nacken, während ich mir die anderen abwechselnd an die Halsschlagadern bzw. Innenseite meine Handgelenke halte. 15 Minuten später geht es mir wieder deutlich besser. Das war knapp!

Gegen 15 Uhr ist das Essen fertig. Es gibt Kudusteaks und Boreworst. Beim Essen beobachten wir, wie ein junges Pärchen den Stellplatz neben uns beziehen will. Bereits auf dem ersten Meter in Richtung Platz fahren sie sich fest. Marco und ich gucken uns ungläubig an. Die zwei springen aufgeregt aus ihrem Toyota Hilux und betrachten die Lage. Während die Freundin draußen stehen bleibt, versucht sich der junge Fahrer aus dem Sand zu befreien. Nach einigen Versuchen sehen wir, wie er die Betriebsanleitung des Autos in der Hand hält und darin Rat sucht. Marco geht zu ihnen rüber und fragt, ob er ihnen helfen kann, was sie dankend ablehnen. 10 Minuten später hat er das Auto aus dem Sand befreit und steht mitten auf der Zufahrt. Nach weiteren vergeblichen Versuchen den Stellplatz zu erreichen, parkt er sein Fahrzeug kurzer Hand am Rande der Zufahrt. 

Nach dem Grillen packen wir unsere Sachen zusammen. Die anfänglich lockeren Wolken haben sich verdichtet und über dem Gebirge bauen sich Gewitterwolken auf. Hoffentlich zieht es nicht zu uns rüber!

Um 16 Uhr verlassen wir das Camp in Richtung Sossusvlei. Hier beginnt eine 50 km lange  Teerstraße, der eine 5 km lange Tiefsandpiste folgt. Bei Kilometer 45 fotografieren wir die wohl meist geknipste Düne: Düne 45. Die Schatten werden langsam länger, so ergibt sich ein schönes Licht und Schattenspiel. Kurze Zeit später erreichen wir den 2x4 Parkplatz. Hier ist für alle nicht 4x4 Fahrzeuge Schluss. Es wird für diejenigen ein Transfer zum Sossusvlei angeboten.

Der Wind peitscht über die Dünen und der Sand fliegt umher, die dunklen Wolken kommen immer näher. So haben wir uns das bestimmt nicht vorgestellt! Marco legt den 4x4 ein und lenkt den Landcruiser in Richtung Tiefsand. Dank seiner Erfahrungen von Botswana, stellt die Piste für ihn kein großes Problem dar. Wir können uns aber sehr gut vorstellen, dass sich unerfahrene Fahren nach kurzer Zeit festfahren. Unweigerlich müssen wir beide an das Pärchen von eben denken. Die werden auf dieser Strecke bestimmt nicht weit kommen ...!

Am Parkplatz des Dead Vlei angekommen, sehen wir eine Gruppe von Wanderern, die sich auf den Weg dorthin machen. Das hatten wir für heute eigentlich auch geplant, aber bei der Wetterlage ist das kein Genuss. Zum Glück sind wir zwei Nächte hier, vielleicht haben wir morgen mehr Glück.

Die letzten Meter zum Sossusvlei liegen schnell hinter uns. Das Wetter verschlechtert sich weiterhin. Der Sand peitscht über die Fläche und verschafft uns ein sehr unangenehmes Peeling. Nach ein paar Aufnahmen treten wir den Rückweg an.

Unsere Reifenspuren sind nicht mehr zu sehen. Marco kann nicht mehr erahnen, wo er her gefahren ist. Die Sicht verschlechtert sich zunehmend. Es sieht so aus, als müssten wir einen Sandvorhang durchschreiten. Es gibt zwar nur einen Weg, dieser ist aber bestimmt 50 Meter breit, hat mehrere Spuren und aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse  ist dies jetzt alles andere als einfach. Nach 10 Minuten erreichen wir endlich den 2x4 Parkplatz und 40 Minuten später sind wir im Camp.

Blitze zucken über das Naukluftgebirge. Der Himmel sieht bedrohlich aus. Schnell bauen wir unser Zelt auf. Hoffentlich zieht das Gewitter vorbei! Als die Sonne langsam unter geht, taucht sie die Erde und das Grasland in goldenes Licht. Durch ein paar Wolkenlücken ist blauer Himmel zu sehen und ein Regenbogen erscheint. Was für eine Kulisse!

Der Abend ist sehr warm, um 21 Uhr schätzungsweise 30 Grad Celsius. Die Wolken werden lockerer und ein prächtiger Vollmond erhellt die Wüste. Ein kleiner Schakal lässt sich unweit unseres Lagers blicken, auch Oryx Antilopen streifen umher. Gegen 22 Uhr krabbeln wir ins Zelt. Der Wecker geht morgen um 4 Uhr. Wir wollen den Sonnenaufgang auf Düne 45 bewundern – wenn das Wetter mitspielt.

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben