Fahrt nach Savuti – Chobe National Park

Um 6 Uhr heißt es aufstehen. Gut erholt krabbeln wir aus dem Zelt. Es ist noch dunkel, so dass ich unsere erste Tasse „Buschkaffee" im Lichtkegel der Stirnlampe zubereite. Anschließend gehen wir zu der ca. 200 Meter entfernten Sanitäranlage. Hinter einem Gebüsch leuchten uns viele Augen entgegen – eine Gruppe von Impalas.

Als wir das Waschhaus verlassen, erleben wir ein tolles Morgenrot. Gut gelaunt kehren wir zu unserem Auto zurück. Nach einem guten Frühstück packen wir unsere Sachen zusammen, und bereiten uns für die Weiterfahrt nach Savuti vor. Währen ich die GoPro auf der Kühlerhaube ausrichte, kontrolliert Marco das Auto auf etwaige Beschädigungen. „Mist! Wir haben einen Platten!" Bitte??? Wie konnte das denn passieren?! Wir haben doch so aufgepasst! Ich gehe zu Marco, um den Schaden zu betrachten. Ein Stück Holz steckt in der Flanke des linken Hinterreifens! „Kannst Du das reparieren?" frage ich Marco. „Das wird an dieser Stelle nicht halten." antwortet Marco. Trotzdem beschließen wir, es zu versuchen. Marco holt ein Reparatur-Kit hervor und flickt den Reifen. Anschließend tauscht er das Ganze gegen unser letztes Reserverad. Hoffentlich müssen wir nicht ausprobieren, ob der geflickte Reifen hält! Wir beraten uns, was wir nun tun sollen. Die Möglichkeit einen intaktes Reserverad zu bekommen, haben wir entweder in Maun (ca. 115 km direkter Weg) oder in Kasane (285 km direkter Weg). Wir beschließen, unsere heutige Tour nach Savuti wie geplant fortzusetzen. Es hilft nichts, schließlich sind wir inmitten der afrikanischen Wildnis, und der Weg nach Kasane führt eh über Savuti. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch machen wir uns auf den Weg.

Nach dem üblichen Prozedere – dem Austragen aus diversen Büchern, verlassen wir den Moremi National Park über die Brücke, durchqueren das Dorf Khwai und kommen ca. 5 km weiter an einem Seitenarm des Flusses Khwai zum Stehen. Wir staunen nicht schlecht über Reifenspuren, die an mehreren Stellen in den Fluss führen, und an der anderen Uferseite wieder zum Vorschein kommen. Doch welche Spur ist die richtige? Und vor allem, wie tief ist das Wasser? Wie ist der Untergrund beschaffen – wo ist er fest – wo ist er sumpfig? Weder ich, noch Marco hat Lust, das im Selbstversuch – mal kurz rein ins Wasser und bis zum anderen Ufer laufen – zu testen. Schließlich haben wir schon etliche Bewohner des Flusses Khwai kennengelernt, wobei da vor allem die Hippos und die Krokodile zu nennen sind! Folglich beschließen wir, zu warten. Vielleicht kommt noch jemand, der auch da durch muss.

Nach ca. 30 Minuten erreicht uns ein anderes Auto. Erfreut stellen wir fest, dass dies Doro, Peter und Marvin sind, eine Familie aus der Nähe von Stuttgart, die wir in Third Brigde kennengelernt haben. Die drei steigen aus dem Auto, wir begrüßen uns freudig und betrachten gemeinsam die Situation. Als wir zusammen überlegen, wo das beste Durchkommen sein könnte, taucht ein Südafrikaner auf. Er hält mit seinem Auto kurz vor dem Wasser an, kurbelt das Fenster runter und fragt uns, wie tief das Wasser ist. Wir zucken mit den Schultern und sagen ihm, dass wir es nicht wissen. Der Südafrikaner kurbelt daraufhin das Fenster hoch und gibt Gas. Er ist in der Mitte des Flusses, als er zuerst merklich tief mit der Kühlerhaube eintaucht, bevor er anschließend mit dem Heck im Wasser verschwindet und hinten aufsetzt. Er bleibt zum Glück auf dem Gaspedal, so dass er mit eigener Kraft ans Ufer gelangt. Dort hält er an, und läuft einmal um sein Auto herum. Wir fragen, ob alles o.k. ist, doch wir bekommen keine Antwort. Er setzt sich ins Auto und braust davon.

Verdutzt schauen wir uns an. Gut, jetzt wissen wir, wie tief das Wasser ist, worauf also noch länger warten, schließlich müssen wir hier durch.

Wieder in unseren Autos, fahren wir zu der Stelle, wo der Südafrikaner das Wasser durchquert hat. Das andere Team will den ersten Versuch starten. Wir bleiben am Ufer stehen, während Peter sein Auto ins Wasser lenkt. Auch sein Auto taucht – zuerst vorne, dann mit dem Heck – tief ein. Bei ihnen ist alles o.k. – jetzt sind wir an der Reihe.

Marco fährt nahe an das Ufer heran. Wir schließen die Fenster und er schaltet in 4 low und wählt den 2. Gang. Meine Pulsfrequenz erhöht sich merklich. Wenn wir da stecken bleiben, bekommen wir einen Motorschaden, und das bezahlt keine Versicherung! Marco guckt und fragt: „Bereit?" Ich klammere mich an den Handgriff über mir und sage: „Ja." Dann gibt er Gas. Das Wasser wird zunehmend tiefer und plötzlich schlägt uns eine Welle gegen die Windschutzscheibe – ein kurzer „Blindflug" folgt, und Marco bleibt beständig auf dem Gaspedal. Als wir endlich wieder etwas sehen können, stelle ich erleichtert fest, dass die GoPro noch auf der Kühlerhaube sitzt. Das wäre sonst ein teurer Verlust geworden! Schließlich erreichen wir das andere Ufer. Marco bringt den Hilux zum Stehen, lässt den Motor aber laufen, damit evtl. in den Luftfilter eingetretenes Wasser, keine Schäden am Motor verursacht.

 

Nun wird wieder erstmal geprüft, ob alles in Ordnung ist. Wir haben das vordere Kennzeichen im Fluss verloren. Ansonsten ist alles o.k. – wer braucht im Busch schon ein Kennzeichen?!

Da Doro, Peter und Marvin ebenfalls Savuti als nächstes Ziel haben, beschließen wir, im Konvoi weiter zu fahren. Die Hobelpiste bis zum Mababe Gate des Chobe National Parks, lässt sich gut fahren. Dort angekommen, legen wir unser Park Permit, sowie die Reservierungen für die Campsites vor. Wir tragen uns wieder in diverse Bücher ein und fragen nach, welche der zwei Strecken (Sandridge Road und Marsh Road) befahrbar ist. Sehr erfreut erfahren wir, dass die interessantere Route – nämlich die Marsh Road, trocken, und somit gut zu fahren ist.

Etwa 21 km nördlich vom Mababe Gate kommen wir zu einer Weggabelung. Links beginnt die Sandridge, rechts die Marsh Road. Wir biegen rechts auf die ca. 50 km lange Marsh Road ab. Es tauchen immer wieder extrem tiefe Schlaglöcher auf, deren Ursprung wir uns nicht so recht erklären können. Wir sichten Giraffen, Gnus, Strauße, Warzenschweine und Impalas.

Als die beiden Routen wieder zusammenfinden, wird die Piste deutlich sandiger. Etwa 6 km vor Erreichen des Savuti Gates bekommen wir einen Vorgeschmack darauf, was es heißt, im Tiefsand zu fahren. Die Savuti-Region ist für ihre extrem tiefsandigen Passagen berüchtigt.

Marco kämpft sich tapfer mit unserem Hilux durch den Sand. Er meistert die Strecke, ohne sich festzufahren. Nach insgesamt 4,5 Stunden erreichen wir überaus glücklich, und vor allem ohne weitere Pannen, das Savuti Camp.

Nachdem ich uns am Gate angemeldet habe, beziehen wir unsere Campsite CV4. Sie liegt sehr schön am Savuti. Doch leider führt der Savuti kein Wasser – der Kanal ist trocken. Wir suchen eine geeignete Position für unser Auto und versinken dabei im Tiefsand. Endlich gut geparkt, schlagen wir unser Camp auf. Wir wollen heute keine Game Drive mehr unternehmen. Schließlich müssen wir auf unsere Reifen achten. Wir haben erfahren, dass auch geführte Safaris vom Savuti Camp angeboten werden. Kurz entschlossen laufen wir zum Gate und buchen eine Tour für den nächsten Morgen.

Den restlichen Nachmittag ruhen wir uns aus, und ich bereite uns eine leckere Pizza zu. Die Firma Bushlore vermietet mit seinen Autos einen Feuertopf. Dieser eignet sich hervorragend für die Zubereitung von Brot oder Pizza. Mit Trockenhefe bereite ich einen Teig zu, rolle diesen auf der Innenseite des Deckels aus, und stülpe den Kessel darüber. Marco kümmert sich in der Zwischenzeit um die Holzkohle. Nach ca. 1 Stunde im warmen Auto ist der Teig schön aufgegangen. Die gekochte Tomatensauce verteile ich auf dem Teig, und streue anschließend frisch gehobelten Käse darüber. Mittlerweile ist die Kohle heiß genug. Etwas Glut kommt unter den Topf, ein größerer Teil kommt auf den Topf. Nach ca. 20 Minuten genießen wir mit einem kühlen Bier unsere erste „Buschpizza". Einfach lecker!

Später verabschieden wir uns noch von Doro, Peter und Marvin, die am nächsten Tag weiter nach Kasane fahren wollen. Vielleicht werden wir die drei in ein paar Tagen dort wieder sehen.

Als es dunkel wird hören wir zum ersten Mal Löwengebrüll. Es hört sich sehr nah an. Mit großer Vorfreude auf die morgige geführte Game Drive und der Hoffnung, endlich Löwen zu sehen, klettern wir in unser Zelt. Wir lauschen den immer wiederkehrenden Rufen der Löwen, bis wir einschlafen.

Kommentare (1)

  • Doro, Peter, Marvin
    Doro, Peter, Marvin
    am 20.11.2016
    Liebe Corinna, lieber Marco,
    waren 2 spannende Tage mit Euch!
    Viel Spaß auf Euren weiteren Reisen und vielleicht treffen wir uns bald wieder im südlichen Afrika :)
    Liebe Grüße
    Doro, Peter, Marvin

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